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Ein Feldroboter 'Dino' der Firma Naio Technologies, © DLG
Ein Feldroboter ‚Dino‘ der Firma Naio Technologies, © DLG

DLG / 25.05.2022
DLG-Feldtage als Informationsplattform für Robotik

Fachbeitrag von Ulrich Lossie, DEULA-Nienburg

Pressemitteilung / (Frankfurt am Main) Dem Ackerbau steht die größte landtechnische Revolution seit 100 Jahren bevor. Der schleichende Übergang zum fahrerlosen Feldroboter hat bereits begonnen.

Die Frage; ob Ackerflächen in Zukunft von autonomen Maschinen bewirtschaftet werden, ist längst mit „Ja“ beantwortet. Jetzt ist nur noch unklar, wann wird diese Technik flächendeckend anzutreffen sein. Hier wird es große regionale Unterschiede geben, wobei Deutschland durch seine hochtechnisierte Landtechnik sicherlich eine Vorreiterrolle einnehmen wird. Gleichzeitig sind die rechtlichen Rahmenbedingungen in Europa aber schwerer zu lösen wie in vielen anderen Ackerbauregion der Welt. Für Hersteller autonomer Landtechnik stellt sich also die Frage: Wann wird in den unterschiedlichen Absatzmärkten welche Technik im großen Umfang nachgefragt werden?

Die Verteilung von Gold- und Silbermedaillen zur Agritechnica zeigt den Trend deutlich auf. Von den 17 Prämierungen gingen fünf in Richtung Feldrobotik bzw. Teilautomatisierung einer Feldarbeit. Die großen Landtechnikhersteller und viele kleinere Startups arbeiten zurzeit an serienreifen Systemen.

Alle Projekte eint zurzeit noch das Thema Sicherheit. Da es schwierig sein dürfte, Roboter wie eine Kuhherde einzuzäunen, wird mit sogenannten „virtuellen Zäunen“ gearbeitet. Verlässt das Fahrzeug die Schlaggrenze, wird ein Notstopp ausgelöst. Sollten im Schlaginneren unbekannte Hindernisse erkannt werden, muss der Roboter ebenfalls stoppen. Hierfür eignen sich sogenannte Lidar-Sensoren (Light detection and ranging) am besten. Dieses auf Lasertechnik basierende Verfahren kann Hindernisse auch auf größere Distanzen sicher erfassen.

Die Kernfrage der rechtlichen Zulassung für autonome Maschinenkonzepte bleibt allerdings auch weiterhin bestehen. Laut europäischer Maschinenrichtlinie ist eine Gefährdung sicher auszuschließen. Für eine unbeaufsichtigte Maschine im Feldeinsatz wird daher von den Herstellern ein Sicherheitssystem benötigt. Zusätzlich können Fahrgeschwindigkeit, Antriebsleistung und Einsatzgewicht begrenzt werden. In diesem Zusammenhang sind noch viele Fragen ungeklärt. Besucher der DLG-Feldtage finden hier eine gute Möglichkeit sich mit den Herstellern über mögliche Lösungen auszutauschen.

Noch schwieriger wird der Straßentransport, hier ist aktuell noch das manuelle Umsetzen der Roboter notwendig. Zukünftige Regelungen werden sich von den Vorschriften für autonome Pkws und Nutzfahrzeuge ableiten.

Letztendlich entscheidet die Wirtschaftlichkeit, wie schnell die Robotik die Felder erobern wird. Bei den Kosten stehen die Einsparungen für Kabine, Federung, Arbeitslicht und Bedienung dem Mehraufwand für redundante Steuerungssysteme und Sensoren zur Kollisionsvermeidung gegenüber. Gleichzeit ist natürlich die höhere Auslastungsquote zu bedenken, denn ein Roboter braucht keine Pausen, lediglich das Nachfüllen der Betriebsstoffe und die tägliche Wartung verhindern einen 24/7 Einsatz.

Auf den Feldtagen kann sich der interessierte Besucher an mehreren Standorten über das Thema Robotik informieren. Da gibt es insbesondere das seit 2003 jährlich ausgetragene „International Field Robot Event“. Hier streiten internationale Studententeams um die beste Zukunftslösungen.

Im „DLG-Special Feldgemüse“ präsentieren sich mehrere Hersteller im Praxiseinsatz bei einer moderierten Maschinenvorführung. Unter anderem werden die marktverfügbaren Systeme von Naio Technologies (Frankreich) und Agrointelli (Dänemark) zu sehen sein. Naio arbeitet mit einem rein elektrischen Antrieb, während der Robotti von Agrointelli über einen dieselelektrischen Antrieb verfügt.

Besonders das Thema „Einsparung von Betriebsmitteln“ wird in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen. In diesem Zusammenhang stellt das Schweizer Unternehmen „ecorobotix“ die „Präzisions-Feldspritze ARA“ vor. Mit Hilfe von hochauflösenden Kamerasystemen und künstlicher Intelligenz ist das Gerät in der Lage, in einem Raster von 6 x 6 cm bedarfsgenau Pflanzenschutzmittel und flüssige Dünger zu applizieren. Das Gerät wird zurzeit in 6 m Arbeitsbreite angeboten und kann mit bis zu 7 km/h arbeiten. Das Einsparpotential bei Pflanzenschutzmitteln kann bis zu 90 % betragen.

Das niederländische Unternehmen AgXeed wird den autonomen Feldroboter AgBot im praktischen Einsatz mit aktueller und zukünftiger Bodenbearbeitungstechnik demonstrieren. Das 156 PS starke dieselelektrische Fahrzeug verbindet Bodenschonung mit hoher Tagesleistung. Die nahezu 24/7 Nutzung des fahrerlosen Fahrzeugs ermöglicht eine Einsparung von bis zu 70 % Arbeitszeit je ha. Die Kombination mit intelligenten Bodenbearbeitungsgeräten wird zukünftig die Einsatzsicherheit dieser Technik verbessern und Bodenbearbeitungsprozesse weiter optimieren.

Fazit

Ob ein Roboter als Fluch oder Segen zu sehen ist, beantwortet sich schnell, da gerade die Arbeitszeit auf den meisten Betrieben ein knappes Gut ist. Wichtiger als selbst auf dem Schlepper Stunde um Stunde Bahnen zu ziehen, ist das Treffen von nachhaltigen und pflanzenbaulich richtigen Entscheidungen. Einfache Prozesse, wie das Fahren von Bodenbearbeitungsgeräten, werden zeitnah automatisiert. Gleichzeitig steigt der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften, die in der Lage sind, autonome Systeme an die flächenspezifischen Rahmenbedingungen anzupassen. Denn von einer völligen Autonomie sind wir weit entfernt. Auch in Zukunft brauchen Roboter Menschen, die die Programmierung übernehmen, die Werkzeuge richtig einstellen und die Verschleißteile tauschen.

Eine Liste aller Aussteller mit Angeboten zu Robotik ist hier zu finden.org.

weitere Informationen: DLG, www.dlg.org