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Hühnermobil Innenansicht, © getreidekonservieren.de
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KTBL / 01.04.2024
Nährstoffkreisläufe in der Landwirtschaft – stimmt die Bilanz?

Ein Rückblick auf die KTBL-Tage vom 19. bis 20. März in Weimar

Pressemitteilung / (Berlin) Die KTBL-Tage widmeten sich in diesem Jahr der Bedeutung der Nährstoffkreisläufe, ein Thema, das alle Bereiche der landwirtschaftlichen Produktion verbindet und zusammenhält. Über 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren nach Weimar gereist und nutzten die vielfältigen Gelegenheiten zur Diskussion und zum fachlichen Austausch.

In Deutschland ist die ungleiche Verteilung der Nährstoffquellen schon strukturell gegeben. Die Veredelungsregionen mit intensiver Tierhaltung liegen im Nordwesten und im Süden, dazwischen überwiegen Ackerbauregionen mit vergleichsweise geringer Anzahl an tierhaltenden Betrieben. Dies führt zu Nährstoffüberschüssen auf der einen Seite und Nährstoffbedarfen auf der anderen. Eine rein quantitative Umverteilung löst die Probleme nicht, daher müssen unterschiedliche Strategien entwickelt werden, um einen Ausgleich zu schaffen. In ihrem Impulsvortrag ging Dr. Barbara Grabkowsky von der Uni Vechta auf diese und weitere „endogenen Herausforderungen“ ein und bezog in ihrem Vortrag auch die mannigfaltigen Fragen ein, die „von außen“ an die deutsche Landwirtschaft gestellt werden.

Überblick über die Rahmenbedingungen

Auch das Ernährungssystem müsste umfassend verändert werden, damit die vorhandenen Ressourcen sinnvoll eingesetzt und möglichst verlustfrei genutzt werden. Prof. Dr. Wilhelm Windisch von der TU München skizzierte unter den Schlagworten „Teller – Trog – Tank“ ein Gesamtsystem, in dem die pflanzenbauliche Produktion für den Menschen oberste Priorität hat, Reststoffe aus dieser in der Tierfütterung eingesetzt werden und schließlich verbleibende Substrate zur Energieerzeugung genutzt werden.

Welche Anforderungen an eine Transformation im Zuge von Kreditvergaben entstehen, die sich zum Beispiel aus dem europäischen Green Deal ergeben, erläuterte Dr. Christian Bock von der Landwirtschaftlichen Rentenbank. Bernhard Osterburg vom Thünen-Institut gab schließlich einen Überblick über die Entwicklung der Stickstoffbilanzen und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung der Ammoniakemissionen.

Die Rolle der Tierhaltung

Mit einem Schwerpunkt auf ökologisch wirtschaftende Gemischtbetriebe zeigte Prof. Dr. Kurt Hülsbergen von der TU München, wie ein betriebliches Stickstoffmanagement mithilfe eines webbasierten Nährstoffmanagementsystems erfasst und optimiert werden können. Ein wichtiger Faktor ist die Gestaltung des Fütterungssystems, darauf ging Prof. Dr. Stephan Schneider von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen ein und legte einen Schwerpunkt auf die Auswirkungen bei tiergerechten Haltungsverfahren, in denen organisches Beschäftigungsmaterial eine wichtige Rolle spielt. Ob solche tiergerechten Verfahren, die ja auch gesellschaftlich erwünscht sind, zu mehr Emissionen führen, legte Prof. Dr. Eva Gallmann von der Universität Hohenheim dar. Sie stellte u. a. Ergebnisse aus einem EIP-Projekt vor.

Was tun mit dem Wirtschaftsdünger?

Die technische Behandlung und Aufbereitung von Wirtschaftsdüngern war Thema der zweiten Sektion. Susanne Höcherl von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft stellte die Messergebnisse eines Projekts vor, in dem Zusatzstoffe bei der Güllelagerung untersucht wurden. Ziel ist auch hier die Minderung der Ammoniakemissionen. Die Wirtschaftsdüngervergärung in Biogasanlagen trägt ebenfalls dazu bei und kann gleichzeitig ein Baustein im Rahmen der Energiewende sein. Dr. Peter Kornatz vom DBFZ ging auch auf die derzeit ungleiche Behandlung der Erlöse von Strom bzw. Methan aus Wirtschaftsdünger ein.

Werden Wirtschaftsdünger nicht im Betrieb eingesetzt oder aufbereitet, müssen Transporte in nährstoffaufnehmende Regionen in die wirtschaftliche Berechnung einbezogen werden. Wann sich das lohnt und wann nicht, zeigte Hans-Jürgen Technow von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Aufbereitete Wirtschaftsdünger gehen durch Düngung wieder in den Kreislauf ein. Prof. Dr. Thomas Ebertseder von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zeigte anschaulich, welche Wirkung sich auch auf das Bodenleben und die Humusbildung ergeben. Daran schloss nahtlos der Vortrag von Caroline Benecke von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen an, die sich mit optimalen Ausbringtechniken und -verfahren beschäftigte.

Zukunftsfähige Verfahren sind gefragt

Auch die landwirtschaftliche Praxis kam zu Wort: Gesa Langenberg, Leiterin eines landwirtschaftlichen Betriebs und Freiherr von Münchhausen vom Netzwerk Ackerbau berichteten von ihren Erfahrungen und stellten ihre Visionen von einer nachhaltigen Landwirtschaft vor. Peter Spandau von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen lenkte den Blick dann wieder auf das große Ganze, die bereits sinkende Zahl an tierhaltenden Betrieben und veränderte Konsumgewohnheiten tragen jetzt schon zur Minderung der negativen Umweltwirkungen aus der Tierhaltung bei. Dies muss auch mit Blick auf den Klimaschutz und die Erhaltung der Biodiversität dringend weiter beobachtet werden. Prof. Dr. Katharina Helming vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) ging in diesem Zusammenhang auf die immense Bedeutung der weiteren Digitalisierung ein, damit die Transformation des Agrarsystems wirksam wird. Zum Abschluss der Tagung stellte Dr. Christine Chemnitz vom Think Tank „Agora Agrar“ die Herangehensweise und Ergebnisse einer Studie vor, in der verschiedene Zukunftsszenarien beschrieben werden, wie Klimaneutralität in der Landwirtschaft bis 2045 erreicht werden kann und welche politischen Weichenstellungen dafür notwendig sind.

Die Tagungsunterlagen aus diesem und den vergangenen Jahren sind kostenfrei unter www.ktbl.de/themen/ktbl-jahrestagung zu finden.

weitere Informationen: Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL), www.ktbl.de