Säurekonservierung

Säurekonservierung


Das Konservieren von Feuchtgetreide durch Säuren oder nicht-korrosive Konservierungsmittel (NC-Produkte) ist ein praxiserprobtes Verfahren zur Haltbarmachung von ganzen Körnern bzw. gequetschtem Getreide oder auch Schroten und Mehlen. Das Verfahren hat sich besonders auf Betrieben bewährt, die ihr Getreide auf dem Hof lagern und selber verfüttern möchten.

Zur erfolgreichen Konservierung sind ein flüssiges Konservierungsmittel und eine leistungsfähige Dosieranlage notwendig. Alternativ kann auch mit einem Granulat konserviert werden (siehe unten). Produkt und Anlage müssen zueinander passen. So muss z.B. beim Einsatz einer reinen Säure wie Propionsäure darauf geachtet werden, dass die Anlage säurefest ist. Auch die technischen Eigenschaften des Konservierungsmittels wie z.B. die Viskosität spielen eine wichtige Rolle.

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Säuren bzw. NC-Produkte bilden Gase, die den Getreidestapel durchziehen bzw. lagern sich schützend an das Korn an. Die antimikrobiellen Wirkstoffe schützen das Getreide vor Befall mit Lagerpilzen, Hefen und Bakterien bzw. sorgen dafür, dass sich ein vorhandener Besatz nicht weiter vermehrt. Schadinsekten meiden zwar konserviertes Getreide, bei starkem Befall des Getreides mit Kornkäfern oder anderen Insekten kann aber eine separate Behandlung mit einem geeigneten Präparat (z.B. K-Obiol® von Bayer) notwendig sein. Säuren und NC-Produkte können bereits am Korn vorhandene Myktoxine leider nicht unwirksam machen, aber das weitere Wachstum und die Vermehrung von Schaderregern unterbinden bzw. verzögern.

Die Aufwandmenge an Konservierungsmittel /-säure richtet sich u.a. nach:

  • Getreideart
  • Kornfeuchte
  • Lagerdauer
  • Zustand des Getreides (z.B. Reinigungsgrad)
  • Art des Produktes (Säure oder NC-Ware)

Die meisten Produkte erlauben eine Lagerdauer von bis zu einem Jahr.

Download Aufwandmengentabelle Propionsäure pdf pdf ca. 45KB

Konservierung mit Säuren

Üblicherweise wird mit Propionsäure oder einem Propion-/Ameisensäure-Gemisch konserviert. Säuren sind sehr wirksam aber bergen auch Risiken für den Anwender. Sowohl Propion- als auch Ameisensäure sind Gefahrgüter und ihre Verwendung hat bei unsachgemäßem Umgang schon schlimme Unfälle verursacht. Daher ist die Verwendung einer geeigneten Schutzausrüstung Pflicht und es sollte stets auf eine gut belüftete Arbeitsstätte geachtet werden.

Konservierung mit NC-Produkten

Als Alternative zu aggressiven Säuren ist eine Vielzahl von nicht-korrosiven Konservierungsmitteln (NC-Produkte) am Markt. Bestandteile sind häufig abgepufferte Säuren oder auch Salze von Säuren (z.B. Propionate und Benzoate), die den Produkten die Aggressivität nehmen und ihnen die Anwenderfreudlichkeit verleihen. Da sich die Produkte sich in Zusammensetzung und physikalischen Eigenschaften (z.B. Viskosität) z.T. deutlich voneinander unterscheiden, sind die jeweiligen Anwenderhinweise und auch Sicherheitsdatenblätter der Hersteller genau zu beachten.

Nicht selten liegen die Aufwandmengen etwas über den der Säuren; hier sollten auf jeden Fall die Herstellerempfehlungen eingehalten werden. Aufgrund des höheren Herstellungsaufwandes sind NC-Produkte pro Liter meistens teurer als Säure. Vor dem Konservieren des Getreides muss die Dosiertechnik unbedingt ausgelitert werden, um Fehldosierungen zu vermeiden. Ebenfalls ist zu klären, ob die Anlage säurefest sein muss oder ob es statt der Edelstahlschnecke auch eine verzinkte Ausführung sein darf. Vieles kann durch einfaches Nachfrage beim Hersteller der Technik bzw. des Konservierungsprodukts geklärt werden.

Die Konservierungsanlage

Säuren und NC-Produkten werden meistens mit Hilfe einer Getreideförderschnecke (Getreidekanone) in das Getreide eindosiert. Dabei kommt es darauf an, die notwendige Aufwandmenge einzuhalten und das Getreide ausreichend mit dem Konservierungsstoff zur vermischen. Die Eindosierung erfolgt mittels eines (säurefesten) Dosiergeräts über Düsen, die nahe des Körnersumpfes an der Getreidekanonen befestigt sind und das Korn benetzten. Während das Korn die Schnecke passiert, sorgen Rührfinger für eine gute Durchmischung des Korns mit dem Konservierungsprodukt. Wird mit Säure konserviert, empfiehlt sich die Wahl einer Edelstahl-Schnecke, um Korrosion zu verhindern. Bei der Konservierung kommt es in erster Linie auf Sorgfalt denn auf hohe Stundenleistungen an. Professionelle Anlagen verfügen über Stundenleistungen von über 20 Tonnen.

Konservieren von feuchtem Körnermais, © getreidekonservieren.de
Konservieren von feuchtem Körnermais, © getreidekonservieren.de

Vor dem Einsatz der Anlage ist sicherzustellen, dass sie betriebssicher ist und ordnungsgemäß funktioniert. Poröse Schläuche sind auszutauschen, um Ausfallzeiten und Unfällen mit Konservierungsmitteln vorzubeugen. Um die richtige Ausbringmenge an Mittel sicherzustellen, ist die Anlage unbedingt vor dem Einsatz auszulitern (siehe oben). Nur so können Fehldosierungen vermieden werden, die ein aufwendiges Nachkonservieren nach sich ziehen könnten.

Die Schnecke sollte einen Anstellwinkel von ca. 45 Grad (mindestens aber 30°) und eine Länge von mindestens 3 Metern aufweisen. Mischfinger, die auf den Schneckenkörper geschweißt sind, verbessern die Durchmischung des Konservierungsmittels mit dem Getreide.  Dies ist besonders wichtig bei der Verwendung von NC-Produkten, die teilweise kaum ausgasen. Es wird die Anbringung von mindestens drei Düsen empfohlen, bei Schneckendurchmessern von >= 200 mm sollten mindestens 4 Düsen zum Einsatz kommen.

Das Dosiergerät sollte in seiner Leistungsfähigkeit nicht zu knapp bemessen sein. Beim Einsatz von NC-Ware kann die Viskosität der Produkte je nach (Tages-) Temperatur schwanken. Unter allen Einsatzbedingungen sollte das Gerät die geforderte Aufwandmenge sicher eindosieren können und Reserven für Leistungsspitzen haben.

Die am Markt angebotenen Dosiergeräte reichen von einfachen geregelten Pumpen für den einzelbetrieblichen Einsatz bis hin zu aufwendig von Dosiercomputern gesteuerten Aggregaten, die auch für lohnbetrieblichen Einsatz geeignet sind und über unfangreiche Zusatzfunktionen wie die Protokollierung dosierter Mengen zu Abrechnungszwecken verfügen können.

Die Vorreinigung

Bevor das Getreide konserviert wird, ist eine vorherige Getreidereinigung empfehlenswert. Einige professionelle Anlagen sind werksseitig mit einer Vorreinigung ausgestattet. Es lohnt sich Bruchkorn, Fremdbesatz, mehlige und staubige Anteile sowie Steine soweit wie möglich abzuscheiden. Diese Schmutzanteile sind zudem häufig mit Schaderregern kontaminiert und haben nur geringen Nährwert. Außerdem binden Sie unnötige Mengen an Konservierungsmitteln und gefährden das Konservierungsergebnis.

Das Getreidelager

Häufig werden Getreidepartien in Flachlagern eingelagert. Damit das Konservierungsergebnis einwandfrei ist, sollten einige Regeln beherzigt werden.

Es hat sich bewährt, den Boden mit Silolack / Schutzanstrich zu behandeln oder mit Folie abzudecken, denn Betonböden neigen dazu, Konservierungsmittel aufzunehmen. So wird der untersten Getreideschicht Konservierungsmittel entzogen und es kann zu Verderb kommen (von der Beschädigung des Betonbodens einmal abgesehen). Die Seitenwände sollten mit Folie abgehangen oder entsprechend ebenfalls mit Schutzanstrich behandelt werden, falls das konservierte Getreide damit in Berührung kommt.

Flachlager für feuchten Körnermais, © getreidekonservieren.de
Flachlager für feuchten Körnermais, © getreidekonservieren.de

Während des eigentlichen Konservierungsvorgangs sollte regelmäßig die Kornfeuchte des Getreides kontrolliert werden um Fehldosierungen zu vermeiden. Auch die Dosiertechnik sollte regelmäßig daraufhin geprüft werden, ob die eingestellte Mittelmenge auch tatsächlich ausgebracht wird. Unterdosierungen können die Qualität des Erntegutes gefährden, Überdosierungen kosten unnötig Geld.

Getreidepartien mit unterschiedlichen Feuchten dürfen nicht direkt aneinander gelagert werden (es sei denn, mit einer trennenden Folie). Sonst kommt es zur Wanderung der Feuchtigkeit hin zur trockeneren Getreidepartien. Gibt es Probleme, die Partien auseinander zu halten, hat sich die Mittelmenge stets nach der feuchtesten Partie zu richten.

Unmittelbar nach dem Konservierungsvorgang sollte der Schüttkegel glattgezogen werden, um den Kamineffekt zu vermeiden. Am spitzen Kegel ist die Gefahr groß, dass es durch Kondensierung von Wasser zu Verderb kommt.

Der Getreidestapel sollte nicht abgedeckt werden (wir gehen von einer Lagerung in überdachten Hallen aus), es hat sich allerdings als vorteilhaft erwiesen, ein gasdurchlässiges Flies über das Getreide zu ziehen. So wird die Gefahr von Schmutzeinträgen durch Vogel- oder Nagerkot bzw. Exkrementen von Haustieren reduziert und Wasserdampf kann ungehindert entweichen.

Konservierung mit Granulaten

Konservierungssäuren bzw. deren Gemische können auch in Granulatform dem Getreide zugesetzt werden. Spezielle Trägerstoffe mit großer innerer Oberfläche nehmen die Wirkstoffe auf und geben sie während der Lagerdauer kontinuierlich an das Getreide ab. Die Gase der Säuren durchziehen das Getreide und schützen es vor Verderb. Die Einarbeitung in das Lagergut erfolgt z.B. mit einer Mischschnecke. Bei Kornfeuchten von über 20% und/oder einer angestrebten Lagerdauer von länger als 6 Monaten sollte auf flüssige Produkte zurückgegriffen werden. Flüssige Konservierungsprodukte haben in Bezug auf Kornfeuchte und Lagerdauer ein breiteres Anwendungsspektrum und für den professionellen Einsatz vorteilhafter.

Während der Lagerung des Korns

Die Temperatur und Beschaffenheit des behandelten Getreidestapels sollte an verschiedenen Meßpunkten regelmäßig kontrolliert werden. Die Temperatur des zu Anfang erntewarmen Getreides sollte mit der Zeit absinken. Steigende Temperaturen sind als Alarmsignal zu werten, es finden wärmeerzeugende Vorgänge im Getreide statt, die auf mikrobielle Tätigkeit von Schadorganismen wie z.B. Schimmel hindeuten. Eventuell könnte eine Nachdosierung nötig werden. Am besten notiert man sich die Temperaturen der Getreideproben fortlaufend in einer Tabelle, um auf verdächtige Änderungen rasch aufmerksam zu werden.

Vorteile in der Fütterung

Viele der in der Konservierung eingesetzten organischen Säuren (Propion- und Ameisensäure u.a.) findern auch als Fütterungsadditive Verwendung. Propionsäure verbessert durch Erhöhung der Schmackhaftigkeit die Futteraufnahme und wirkt sich günstig auf die Futterverwertung aus. Bei der Auswahl eines Verfahrens zur Haltbarmachung des Getreides sind diese Effekte daher zu berücksichtigen.