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Legehennen, © getreidekonservieren.de
Legehennen, © getreidekonservieren.de

foodwatch / 16.09.2022
Protestaktion: foodwatch fordert gesetzliche Vorgaben für die Gesundheit von Nutztieren und strengere Kontrollen

Pressemitteilung / (Berlin) Anlässlich des Deutschen Tierärztetages und der Agrarministerkonferenz hat die Verbraucherorganisation foodwatch gesetzliche Vorgaben für die Gesundheit von Nutztieren und strengere Kontrollen von Tierhaltungsbetrieben gefordert. foodwatch-AktivistInnen protestierten in Berlin beim Treffen der Deutschen Tierärzteschaft und riefen die TiermedizinerInnen auf, Druck zu machen auf die Verantwortlichen in der Politik.

„TierärztInnen sehen das Leid in den Ställen jeden Tag. Wir fordern die TiermedizinerInnen auf, jetzt ihre Stimme zu erheben für die Tiere: Es braucht unabhängige Kontrollen der Verletzungen und Gesundheitsschäden in jedem einzelnen Stall. Betriebe mit kranken Tieren müssen sanktioniert, Betriebe mit gesunden Tieren belohnt werden“, sagte Annemarie Botzki von foodwatch. „Millionen Nutztiere in deutschen Ställen leiden unter Schmerzen und Krankheiten – und zwar in allen Haltungsformen. Hühnern brechen unter ihrem eigenen Körpergewicht die Knochen, weil die vielen Eier alles Kalzium aufbrauchen, Milchkühe leiden an schmerzhaften Euterentzündungen, weil ihnen jeden Tag bis zu 60 Liter Milch abgepumpt werden, und Schweine haben Lungenentzündungen, offene Wunden, Abszesse. Diese Probleme gibt es in allen Haltungen, auf kleinen Bio-Höfen genauso wie in großen Tierfabriken. Es gibt keinerlei gesetzliche Vorgaben für LandwirtInnen, dass sie ihre Tiere gesund halten müssen – das muss sich endlich ändern!“

Auch das geplante Tierhaltungskennzeichen von Bundesagrarminister Cem Özdemir werde an millionenfachen Krankheiten und am Leiden der Nutztiere wenig ändern, kritisierte foodwatch. Denn das Label kennzeichne lediglich die verschiedenen Haltungsformen – ob und wie viele Tiere Schmerzen und Schäden erleiden, werde jedoch gar nicht erfasst.

Viele Lebensmittel stammen von kranken Tieren

Egal ob Joghurt, Käse oder Fleisch: Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass diese Produkte von einem kranken Tier stammen, so foodwatch. Die Gründe dafür lägen im System: Es lohne sich nicht, in Prävention von Krankheiten zu investieren. Außerdem versage das Kontrollsystem: Tierschutzkontrollen geschehen im Durchschnitt nur alle 17 Jahre. Hinzu komme eine klaffende Gesetzeslücke: Die Produktionskrankheiten der Tiere würden nicht kontrolliert – so könnten auch keine Konsequenzen gezogen werden.

Fakten zur Tiergesundheit:

  • 54 Prozent der Milchkühe auf Biohöfen haben Euterentzündungen.
  • Rund 40 Prozent der Mastschweine haben entzündete Organe.
  • 97 Prozent der Legehennen haben gebrochene Brustbeine.
  • 590.000 Kühe wurden 2021 „entsorgt“.
  • Jährlich landen etwa 13,6 Millionen Schweine vor ihrer Schlachtung im „Müll“.
  • Kontrollen finden im Schnitt nur alle 17 Jahre statt

weitere Informationen: Foodwatch, www.foodwatch.org