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Frau mit Gemüsetüte, © PantherMedia / SubbotinaA
Frau mit Gemüsetüte, © PantherMedia / SubbotinaA

BZfE / 16.09.2022
Klimaziele nur durch Ernährungsumstellung erreichbar?

Weniger Fleisch, mehr Gemüse

Pressemitteilung / (Bonn) Wenn die Deutschen deutlich weniger Fleisch und mehr Gemüse essen würden, könnten die bis zum Jahr 2050 gesetzten Klimaziele grundsätzlich erreicht werden. Zu diesem Fazit kommt eine Studie der Universität Hamburg, für die verschiedene Interessengruppen aus dem Bereich Landwirtschaft und Ernährung befragt wurden.

Bis zum Jahr 2030 hat Deutschland das Ziel, den Ausstoß von Treibhausgasen im Vergleich zu den 1990er Jahren um 65 Prozent zu reduzieren. Davon werden der Landwirtschaft allein 36 Prozent zugeteilt. Durch eine veränderte Nutzung von Weiden und Äckern sollen jährlich 25 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus der Luft langfristig gespeichert werden.

Aber wie realistisch ist es, dass diese Ziele auch umgesetzt werden? Dazu wurden 25 Schlüsselinstitutionen aus Landwirtschaft und Ernährung online befragt. Das waren Vertreter wie z. B. Bauernverbände und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, dem öffentlichen Sektor (z. B. Landwirtschaftskammern und Landwirtschaftsministerien der Bundesländer) und akademischen Sektor (z. B. agrarwissenschaftliche Institute verschiedener Universitäten). Die Einschätzungen wurden mit einem komplexen Modell ausgewertet und in zukünftige CO2-Emissionen umgerechnet.

Nach Auswertung der Daten wäre es demnach möglich, die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft bis 2050 um mindestens zwei Drittel zu reduzieren (von 66 Mio. auf 22 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente). Gleichzeitig könnten naturnahe Flächen von heute 19 Prozent auf 27 bis 32 Prozent zunehmen. Die Klimaziele sind jedoch nur erreichbar, wenn die Bevölkerung ihre Ernährung entsprechend umstellt. Das bedeutet, die Deutschen müssten 50 bis 60 Prozent weniger Fleisch, 20 Prozent mehr Gemüse und insgesamt weniger Energie (Kalorien) aufnehmen. Dann würde sich die Fleischproduktion verringern, was viel CO2 einspart. Zudem könnten die frei gewordenen Weideflächen und Flächen für Futterpflanzen in Naturräume umgewandelt werden, die zusätzliches CO2 speichern.

Allerdings gehen die Meinungen auseinander, ob die Bevölkerung zu einer drastischen Ernährungsumstellung bereit ist. Bauernverbände haben laut Studie mehr Zweifel als Interessengruppen des akademischen und öffentlichen Sektors. Die Zukunft wird zeigen, wie stark sich das Ernährungsverhalten wandeln wird, ist im Fachjournal „Sustainability Science“ zu lesen.

Autorin: Heike Kreutz

Kontakt: Bundeszentrum für Ernährung, www.bzfe.de