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Die AGRAVIS-Gruppe stellt auf der EuroTier 2022 Lösungen für eine nachhaltige und erfolgreiche Tierhaltung vor, © AGRAVIS Raiffeisen AG
Die AGRAVIS-Gruppe stellt auf der EuroTier 2022 Lösungen für eine nachhaltige und erfolgreiche Tierhaltung vor, © AGRAVIS Raiffeisen AG

AGRAVIS / 16.11.2022
Wirtschaftliche Lösungen für die Nutztierhaltung

AGRAVIS-Gruppe präsentiert sich vom 15. bis 18. November auf der EuroTier / AGRAVIS-Chef Dr. Dirk Köckler fordert Leitplanken für zukunftsgerichtete Nutztierhaltung / Bekenntnis zur Mischfutterproduktion und Kreislaufwirtschaft in der Nutztierhaltung

Pressemitteilung / (Münster) Endlich wieder EuroTier: Vier Jahre ist es her, dass die weltweit größte Messe für die professionelle Tierhaltung in Präsenz stattfand. Auch die AGRAVIS-Gruppe begrüßt das internationale Fachpublikum vom 15. bis 18. November 2022 auf dem Messegelände in Hannover: Die Konzern- und Beteiligungsgesellschaften Profuma Spezialfutterwerke GmbH & Co. KG, HL Hamburger Leistungsfutter GmbH und Crystalyx Products GmbH stellen an einem 200 Quadratmeter großen Gemeinschaftsstand in Halle 20 (Stand C51) Lösungen vor, die Tierhaltung erfolgreich und zugleich nachhaltig machen. Den Schwerpunkt in diesem Jahr bildet das Exportgeschäft.

Mit ihrem Portfolio zur Tiergesundheit ist außerdem die AGRAVIS-Konzerngesellschaft Livisto Group GmbH in Halle 21 an Stand A11 präsent. Ebenfalls in Halle 21 (Stand K23) informieren die AGRAVIS und ihr Kooperationspartner Illucens GmbH über die Möglichkeiten der Insektenzucht im System Flyvis Farming. Parallel zur EuroTier findet die Messe EnergyDecentral statt, zu der die TerraVis GmbH Besucher:innen in Halle 25 an Stand H10 begrüßt.

Wie wichtig der Agrarstandort Deutschland, die regionale, innovativ-nachhaltige Landwirtschaft sowie die Nutztierhaltung sind, unterstrich der AGRAVIS-Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Köckler am Dienstag zum Beginn der EuroTier in Hannover. „Wir erleben zurzeit eine politische Zeitenwende. Die Rahmenbedingungen mit dem Ukraine-Krieg und seine Folgen für die Agrar- und Energiemärkte, die Kostensteigerungen auf ganzer Linie vom Treibstoff bis zur Verpackung sowie die angespannte Lage bei Lieferketten und Logistik sind fordernd und prägen diese Phase der Knappheit. Dies alles zeigt, welch hohen Stellenwert die Versorgungs- und Ernährungssicherheit in Deutschland und auf der Welt hat“, betonte Köckler. „Diese Aufgabe nehmen wir gemeinsam mit Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette gern an.“ Dafür müsse die Politik stabile Leitplanken setzen, die der Landwirtschaft und den vor- und nachgelagerten Bereichen eine dauerhafte wirtschaftliche Perspektive bietet. Insbesondere für die Schweinehalter:innen sei angesichts der niedrigen Preise diese Perspektive schon länger nicht mehr vorhanden.

„Wer Nutztiere erzeugt, füttert und hält, der braucht Lösungen, die tier- und umweltgerecht sind, die Effizienz steigern und die Wirtschaftlichkeit verbessern – und die von der Gesellschaft akzeptiert werden“, sagte der AGRAVIS-CEO und nannte als Beispiel das neue MX-Konzept, das Methanreduktion und Futtereffizienz in der Milchviehhaltung verbindet. Als ein großer Futtermittelproduzent in Deutschland stehe die AGRAVIS zu einer tierwohlgerechten Haltung. Verbesserungen würden jedoch nur gelingen, wenn Landwirtschaft, Lebensmitteleinzelhandel sowie Verbraucher:innen an einem Strang ziehen. „Es liegen dazu praktikable Vorschläge der Borchert-Kommission auf dem Tisch. Sie sind bis heute nicht umgesetzt, weil es an der hinreichenden Finanzierung hakt“, so Köckler. Für den Erhalt der Veredelungswirtschaft in Deutschland brauche es Taten. „Wir als Hersteller und Handelspartner sehen uns gemeinsam mit den Raiffeisen-Genossenschaften in der Verantwortung, der Landwirtschaft Lösungen anzubieten und sie dabei zu unterstützen, die Herausforderungen zu meistern – sei es in der Fütterung, in der Tiergesundheit oder im Management.“ Als systemrelevantes Unternehmen bleibe die AGRAVIS gemeinsam mit dem genossenschaftlichen Verbund der starke regionale Partner für die Versorgungssicherheit der Landwirtschaft und der Bevölkerung.

„Wir stehen zur Produktion von Nutztierfutter in der Kreislaufwirtschaft und bilden das mit unseren modernen Produktionsstätten ab, die wir teils gemeinsam mit unseren regionalen genossenschaftlichen Partnern betreiben“, erläuterte Köckler weiter. Tierhaltung und Futterproduktion im Zusammenspiel mit dem Pflanzenbau sind für den AGRAVIS-Chef elementare Bestandteile der Kreislaufwirtschaft. Moderne Technologie, Produktionsstandorte in der Regel an Wasserplätzen und in der Fläche präsent sowie qualifizierte Mitarbeitende sind Garanten für innovative, nachhaltige Tierernährung.

Aus Rohwaren, die in die Lebensmittelproduktion gehen, entstehen Nach- und Nebenprodukte, die ohne Tierhaltung ungenutzt bleiben würden. „Aus pflanzlicher Rohware lassen sich 20 Prozent für die menschliche Ernährung nutzen, 80 Prozent hingegen finden in der Tierhaltung eine wertvolle Verwendung, beispielsweise als Nebenprodukte wie Schrote von Rapssamen oder Sonnenblumen. Dies sind hochwertige Komponenten fürs Tierfutter“, so Köckler. Hingegen betrage der Anteil an Brotgetreide bei der Mischfutterproduktion in den AGRAVIS-Werken weniger als fünf Prozent. Fruchtarten wie Triticale oder Gerste seien für den menschlichen Verzehr ungeeignet. „Daher muss aus meiner Sicht bei der aktuellen Diskussion um Trog oder Teller auch genauer hingeschaut werden, um eine Schieflage in der Argumentation zu vermeiden.“

Auf den Import von Soja seien deutsche Tierhalter:innen aber derzeit noch angewiesen – auch wenn der Großteil des Futterbedarfs ihrer Tiere mit Gras, Getreide und Mais selbst gedeckt werden könne. Soja aus nachhaltigem Anbau in Südamerika sei aufgrund günstiger klimatischer Bedingungen eine hocheffiziente Proteinquelle und besonders für Jungtiere von großer globaler Bedeutung. Die AGRAVIS handele auch Soja aus europäischem Anbau. Allerdings sei der Verbrauch in der EU zehnmal so hoch wie die Produktion. Bei dem Einsatz von Soja lege die AGRAVIS Wert auf nachhaltige und zertifizierte Produkte. „Seit Anfang Januar 2022 verwendet die Mehrzahl der Mischfutterwerke, die die AGRAVIS teilweise partnerschaftlich mit Genossenschaften betreibt, in der eigenen Produktion ausschließlich nachhaltig zertifiziertes Soja“, betonte Köckler. Die AGRAVIS halte damit schon jetzt die Vorgaben des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes ein. Georeferenzierte Daten und ein enges Auditregime ermöglichten eine lückenlose Rückverfolgbarkeit.

Langfristiges Ziel bleibe es, weniger Soja in Futtermitteln einzusetzen. In den vergangenen zehn Jahren habe die AGRAVIS ihre Mischfutterrezepturen bereits so verändert, dass Sojaextraktionsschrot um 40 Prozent reduziert wurde. Dafür stiegen die Anteile an heimischen Futtermitteln an, zum Beispiel wurden 18 Prozent mehr Futtergetreide im Mischfutter eingesetzt und 16 Prozent mehr Rapsextraktionsschrot. Im vergangenen Jahr stieg der Einsatz von Leguminosen im Futtermittel um das Sechsfache. „Im Sojaanbau gehen wir davon aus, dass die moderne Saatzucht in Zukunft Sojabohnen anbieten wird, die sich auch in Deutschland wirtschaftlich anbauen lassen“, so der Vorstandsvorsitzende. 

Nichtsdestotrotz beschäftige sich die AGRAVIS mit dem Einsatz alternativer Proteinquellen in der Tierernährung. Gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner Illucens GmbH habe das Unternehmen daher das System Flyvis Farming entwickelt, bei dem Landwirt:innen in die vollautomatisierte Haltung der Schwarzen Soldatenfliege einsteigen können. Gleichzeitig erhalten sie optimierte Produktions-, Fütterungs- und Beratungskonzepte für die speziellen Anforderungen der Larve. Das verarbeitete Mehl der Larven ist nicht nur sehr proteinreich, sondern kann auch klimafreundlich, platz- und ressourceneffizient produziert werden. „Die Larven der Schwarzen Soldatenfliege verarbeiten ein sehr breites Futterspektrum. Dadurch können sie regionale Reststoffe aus der Lebensmittelindustrie in hochwertige Proteine und Fette umwandeln – bei Einhaltung der hohen Futtermittelstandards. Auch das ist somit ganz im Sinne einer Kreislaufwirtschaft“, hob Köckler hervor. Die Gewinnung von Protein aus Insekten stärke somit eine regionale und versorgungssichere Landwirtschaft, die unabhängiger von globalen Versorgungsengpässen sei. Zudem entstehen durch den Aufbau neuer Wertschöpfungsketten attraktive Geschäftsmodelle für Landwirt:innen.

Der Einsatz von Wirtschaftsdünger gewinne auch für die Energieerzeugung angesichts von Gasknappheit eine zunehmende Bedeutung, so Köckler. Er unterstrich, dass die Produktion von Biogas und Biomethan zu einer deutlichen Entlastung des Strom- und Wärmemarktes in Deutschland beitragen könnten. Hierzu brauche es rechtssichere, verbindliche Regelungen durch die Politik. Gesetzliche Einschränkungen zumindest für einen Übergangszeitraum sollten ausgesetzt werden. „Stattdessen sollen die Erlöse der Landwirtinnen und Landwirte aus dem Betrieb ihrer Anlagen bei deutlich gestiegenen Inputkosten nachträglich noch abgeschöpft werden. Dafür fehlt mir jegliches Verständnis“, so der AGRAVIS-CEO. Damit werde das Aus zahlreicher Anlagen in Kauf genommen. Die AGRAVIS engagiert sich schon seit geraumer Zeit bei der Erzeugung von Biogas und Biomethan. „Wir sind bereit, dies auch weiterhin zu tun. Denn der Klimawandel tut uns leider nicht den Gefallen und legt wegen des Ukraine-Krieges eine Pause ein.“ Doch zur Wahrheit gehöre auch, dass sich die Räder gerade nur drehen, weil vermeintlich ausgediente fossile Energieträger und die Infrastruktur dahinter funktionieren. „Wir erleben einen nicht mehr für möglich gehaltenen Run aufs Heizöl. Viele Firmen verwenden wieder Öl zum Heizen und für die Produktion. Aus klimapolitischer Sicht sicherlich nicht die Entwicklung, die wir uns vorgestellt haben. Aus sozialen und ökonomischen Gründen haben wir aber keine andere Wahl: Nur mit fossilen Energieträgern können wir im Winter die Wohnungen warm und unsere Industrie am Laufen halten.“

Der Konzern beschäftigt sich intensiv mit möglichen Szenarien, insbesondere mit Blick auf die energieintensiven Futtermittelstandorte. Eine Bündelung der Aktivitäten sei hier ebenso vorstellbar wie ein vorübergehender Verzicht auf das Pelletieren von Rinder-, Schweine- oder Geflügelfutter. Fest steht aber: „Die Landwirtschaft und unsere genossenschaftlichen Partner können auf den Versorgungsauftrag der AGRAVIS vertrauen. Alle Futtermittelwerke der AGRAVIS sind gegenwärtig lieferfähig, sodass die landwirtschaftlichen Kund:innen in der Region ihre Tiere weiter mit Futter versorgen können. Die Auswirkungen seien beherrschbar, aber hohe und volatile Preise für die Agrarrohstoffe und Energie sind maximal fordernd“, betonte Köckler.

weitere Informationen: AGRAVIS, www.agravis.de