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LWK Niedersachsen / 21.11.2022
Arbeitswelt im Wandel: Von der Personal- zur Persönlichkeitsentwicklung
Arbeitnehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen diskutiert in Hannover über neuen Arbeitsmarkt / Impulsvortrag „Was Führungskräfte wissen und Mitarbeiter fragen sollten“ von Unternehmer Gunnar Barghorn
Pressemitteilung / (Hannover) Die Arbeitswelt ist im Wandel, Fachkräfte sind rar und begehrt – wie kann der Agrarbereich im Wettbewerb bestehen? Was kann er bieten? Diese Fragen standen im Fokus beim 14. Arbeitnehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) am Donnerstag, 17. November 2022, auf der Messe EuroTier in Hannover. Rund 600 Gäste, darunter ca. 450 Auszubildende und Schüler*innen der Einjährigen Fachschulen Agrarwirtschaft, nahmen teil.
In seinem Impulsvortrag „Fit für den neuen Arbeitsmarkt – Was Führungskräfte wissen und Mitarbeiter fragen sollten“ gab Gunnar Barghorn, Autor des Buchs „Der Humanunternehmer: Neue Leichtigkeit für Unternehmen“, einen Einblick in seine Erfahrungen mit dem Wandel in der Arbeitswelt. Seit fast 25 Jahren führt der Braker das über 80-jährige Metallhandwerksunternehmen aus der Wesermarsch in dritter Generation. Sein Vortrag gliederte sich in die drei Schwerpunkte Anders denken, Anders organisieren und Anders gewinnen und richtete sich an Führungskräfte wie Arbeitnehmende gleichermaßen.
Anders denken
„Führung ist Dienstleistung“, sagte Barghorn, „meine Mitarbeitenden sind Kunden für das Produkt Arbeitsplatz. Es obliegt meiner Verantwortung, ein höchst attraktives Produkt zu schaffen.“ Die Kunst sei, Arbeitsplätze so zu gestalten, dass diese maximal auf die individuelle Bedürfnisstruktur einzahlen, dazu gehören die richtigen Tätigkeiten ebenso wie die Rahmenbedingungen zur Arbeit.
Entwicklung brauche die Bereitschaft, den Irrtum zu riskieren. Barghorn: „Mitarbeiter benötigen die Sicherheit, dass Fehler erlaubt, die Erkenntnis, dass Fehler systemimmanent, die Gelassenheit, dass Fehler eine Chance zum Lernen sind.“
Fragen, die Mitarbeitende stellen sollten:
Welchen Beitrag zu einer besseren Welt leistet das Unternehmen?
Wer ist Ansprechpartner Nummer 1 für Kunden und wer für Mitarbeitende?
Welche Folgen haben Fehler?
Anders organisieren
„Agilität braucht sowohl ein hohes Maß an Ausrichtung als auch ein hohes Maß an Autonomie“, erklärte Barghorn. Stellenbeschreibungen sollten Klarheit und damit Sicherheit geben hinsichtlich der Zugangsvoraussetzungen zu einer Stelle, der Verantwortlichkeiten und der Freiheitsgrade.
Mitarbeitergespräche seien Chefsache, „sie brauchen ein Ziel, Struktur und klare Folgen“, sagte Barghorn. „Ob ein Mitarbeiter ein Zukunftsgespräch als qualitativ hochwertiges Beratungsgespräch für seine individuelle Entwicklung empfindet, ist Gradmesser unserer Führung als Dienstleistung.“
Fragen, die Mitarbeitende stellen sollten:
Welche Freiheitsgrade für meine Entscheidungen habe ich? Wie sind Kontrolle und Rückmeldung gestaltet?
Von wem bekomme ich in welcher Frequenz Feedback zu meiner Arbeit?
In welchem Umfang kann ich die Rahmenbedingungen meiner Arbeit gestalten (Arbeitszeit, Arbeitsort, Urlaub, Ausstattung…)?
Welche Benefits bietet das Unternehmen?
Anders gewinnen
Bevor ein Unternehmen neue Mitarbeitende gewinnen könne, müsse es erstmal die bestehenden Mitarbeitenden gewonnen haben, hob der 55-jährige Referent hervor. Das funktioniere am besten durch echte Teilhabe. „In Zeiten des Fachkräftemangels bin ich als Unternehmer der Bewerber am Tisch.“
Fragen, die Mitarbeitende stellen sollten:
In welchem Umfang habe ich Anteil an Informationen, Entscheidungen, Erfolg und vielleicht sogar Besitz?
Warum sollte ich mich für dieses Unternehmen entscheiden? (Dazu zählen: Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal als Arbeitgeber? Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeitende aus? Wo möchten Sie mit Ihrem Unternehmen in fünf Jahren stehen? Mit welchen Mitarbeitenden kann ich als Referenz sprechen?)
Expertengespräch
Zum Thema „Weiterbildung als Schlüssel zum Erfolg“ diskutierten beim anschließenden Expertengespräch: Henrike Orlowski (Landwirtin, Herdenmanagerin, ehrenamtlich aktiv für Landwirtschaft und Arbeitnehmende), Gerrit Wolske (Experte für Arbeitsmarkt, Transformation, Fachkräftesicherung bei der Agentur für Arbeit, Regionaldirektion Nds.-Bremen), Maarten Heins (landwirtschaftlicher Jungunternehmer, Hof Bröös GbR, Bröös GbR, Roval GmbH und Mitglied im Agrarausschuss der Niedersächsischen Landjugend), Sven Foppe (VR-AgrarBeratung) und Gunnar Barghorn.
Orlowski betonte die Bedeutung der Weiterbildung für das eigene Wohlergehen: „Der Kopf will genauso gefüttert werden wie der Körper, sonst verkümmert er.“ Auch Barghorn legte den Fokus auf den Menschen: „Weiterbildung macht erst Sinn, wenn diese vollständig vom Eigennutz des Unternehmens gelöst und langfristig angelegt ist. Wir müssen von der Personal- zur Persönlichkeitsentwicklung übergehen.“
Wolske hob hervor, dass eine stetige, auf einer grundständigen Berufsausbildung aufsetzende berufliche Weiterbildung „der Schlüssel zum Erfolg bei der Gestaltung der Transformation“ sei. „Lernen zu lernen und sich zu verändern ist eine Superpower“, befand Heins. „Mitarbeitern Freiheiten einzuräumen und in die Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen, steigert die Innovationskraft und nachhaltige Weiterentwicklung des Unternehmens“, sagte Foppe.
Der Arbeitnehmertag findet jedes Jahr während der abwechselnd veranstalteten Messen EuroTier und Agritechnica auf dem Messegelände in Hannover statt. Die Veranstaltung richtet sich an Berufseinsteigende, Fachschüler*innen, Studierende, Nachwuchskräfte, Jobsuchende, Arbeitnehmende und -gebende aus dem Agrarbereich und an Berater*innen der Arbeitsverwaltungen.
weitere Informationen: LWK Niedersachsen, www.lwk-niedersachsen.de