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BZfE / 13.04.2023
Direktvermarktung ist aufwendig und teuer
Lokale Erzeugung braucht Unterstützung
Pressemitteilung / (Bonn) Eine norwegische Studie zeigt die Hürden einer lokalen Lebensmittelerzeugung im urbanen Raum: Nicht nur für die erzeugenden Betriebe sind Aufwand und Kosten hoch, sondern auch für den Handel und für Verbraucherinnen und Verbraucher. Zur Lösung dieser Probleme könnten die Kommunen beitragen, indem sie die Beteiligten zum Beispiel durch Zuschüsse, Hilfen bei der Beschaffung und Beratung unterstützen.
Für ihre Studie haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler qualitative Interviews mit Personen der regionalen Wertschöpfungskette für Lebensmittel in Oslo und der englischen Stadt Bristol geführt. Beide Städte haben ähnliche Größen und landwirtschaftliche Flächen und verfügen bereits über zahlreiche Absatzkanäle für lokal erzeugte Lebensmittel – von Hofläden und Bauernmärkten über Solidarische Landwirtschaft und kleinen, unabhängigen Lebensmittelgeschäften bis zu Online-Plattformen.
Sowohl in Oslo als auch in Bristol wirtschaften die landwirtschaftlichen Betriebe in kleinem Maßstab und erzeugen eine große Auswahl an verschiedenen Produkten, die sie selbst vermarkten. Dazu verschiedene der genannten Kanäle zu nutzen, ist mit hohem Aufwand verbunden. Und weil der Lebensmittelverkauf allein häufig nicht profitabel genug ist, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, gehen viele Erzeugerinnen und Erzeuger einer zusätzlichen Erwerbstätigkeit nach. Zur vielen Arbeit für wenig Geld kommen beispielsweise noch persönliche Kontakte mit der Kundschaft hinzu, die zwar das Vertrauen und den Austausch stärken, jedoch ebenfalls zeitaufwendig sind. Gleiches gilt für besonders nachhaltige Praktiken, denen sich die kleinbäuerlichen Betriebe meist verpflichtet fühlen.
Aus Sicht des Handels wäre es bedeutend einfacher, schneller und günstiger, nicht-lokale Produkte über den Großhandel zu beziehen. Da die Geschäftskonzepte aber auf lokale Lebensmittel ausgerichtet sind, bleibt es für die Inhaberinnen und Inhaber eine Herausforderung mit geringen Liefermengen, langen Lieferzeiten oder unterschiedlichen Qualitäten umzugehen. Und auch für Kundinnen und Kunden ist es komplizierter, lokale Produkte an unterschiedlichen Orten zu kaufen als einen Großeinkauf im Supermarkt zu tätigen.
Soll die Verfügbarkeit von nachhaltig produzierten Lebensmitteln aus der unmittelbaren Umgebung erhöht werden, bedarf es effizienterer Strukturen, die allen Beteiligten zugutekommen. Das können zum Beispiel Kooperationen zwischen Erzeugung, Handel und zivilgesellschaftlichen Initiativen sein. Aber auch die öffentliche Hand kann die Lebensmittelversorgung vor Ort stärken, indem sie zum Beispiel Kriterien zur Beschaffung von Gemeinschaftsverpflegung, Plattformen zur Vernetzung und Vermarktung und viele weitere Maßnahmen in kommunalen Ernährungsstrategien verankert.
Auch in Deutschland setzen viele kleinere Landwirtschaftsbetriebe auf die Direktvermarktung ihrer Produkte. Welche Absatzkanäle zum Beispiel der Gemüsehof Hartmann in Bornheim-Sechtem nutzt und wo die Herausforderungen liegen, beschreibt ein Beitrag auf bzfe.de: www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/gemuesehof-hartmann
Autorin: Melanie Kirk-Mechtel,
Kontakt: Bundeszentrum für Ernährung, www.bzfe.de