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Weizenbestand, © getreidekonservieren.de
Weizenbestand, © getreidekonservieren.de

DLG / 27.08.2025
DLG-Positionspapier: Moderner Pflanzenschutz als Baustein für nachhaltige Landwirtschaft

Pflanzenschutz und Bestandspflege ganzheitlich denken und leben / Zukunftstechnologien und biologische Mittel wichtig, aber (noch) keine vollständige Alternative / moderne chemisch-synthetische Wirkstoffe als wesentlicher Bestandteil der Nachhaltigen Produktivitätssteigerung

Pressemitteilung / (Frankfurt am Main) Der Ausschuss für Pflanzenschutz der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.V.) hat ein neues Positionspapier veröffentlicht, das den chemisch-synthetischen Pflanzenschutz als unverzichtbaren Bestandteil eines integrierten und zukunftsfähigen Pflanzenbaus einordnet. Ziel des Positionspapiers „Warum wir einen modernen Pflanzenschutz brauchen“ ist, eine sachgerechte Bewertung des Pflanzenschutzes in einem integrierten System aus vorbeugenden natürlichen Maßnahmen und dem schützenden Einsatz chemisch-synthetischer Wirkstoffe zu ermöglichen. Die Publikation analysiert die Ursachen bestehender Vorbehalte in der Gesellschaft gegenüber chemisch-synthetischem Pflanzenschutz kritisch auch mit Blick auf die Rolle der Landwirtschaft. Das Positionspapier ordnet zudem Risiken der Verwendung chemisch-synthetischer Wirkstoffe sowie die politische Diskussion zur Pflanzenschutzmittelreduktion ein.

„Vielseitiger Werkzeugkasten für einen modernen und sachgerechten Pflanzenschutz“ – so lässt sich die zentrale Aussage des Papiers zusammenfassen. Die Autoren plädieren für eine sachliche, wissensbasierte Diskussion über Pflanzenschutz und warnen vor pauschalen Reduktionszielen, wie sie etwa im Rahmen der EU-Strategie „Farm to Fork“ formuliert werden. Stattdessen, so die fachliche Schlussfolgerung der Autorinnen und Autoren, braucht es eine Vielfalt an Instrumenten, Wirkstoffen und Technologien, um auf neue Schaderreger, Klimawandel und steigende Anforderungen an Lebensmittelsicherheit reagieren zu können.

Moderner Pflanzenschutz zentral für nachhaltige Produktivitätssteigerung

Chemisch-synthetischer Pflanzenschutz wird daher gemeinsam mit präventiven, mechanischen und biologischen Maßnahmen sowie technologischen Innovationen Teil des breit gefächerten Instrumentenkastens des fortschrittlichen Ackerbaus bleiben: Ganz im Sinne des Konzepts der Nachhaltigen Produktivitätssteigerung, das den Schutz natürlicher Ressourcen wie Artenvielfalt, Boden und Klima und Ertragsfortschritt integriert denkt. „Ob Getreide oder Kartoffel, Raps oder Rübe, Obst oder Gemüse: Wenn die Witterungsbedingungen dies begünstigen, werden Kulturpflanzen von Schadorganismen befallen. Und zwar auch dann, wenn die Landwirte alle zur Verfügung stehenden (natürlichen) vorbeugenden Maßnahmen anwenden. Um ihre Pflanzen vor dem Befall zu schützen und mögliche Schäden am Erntegut einzudämmen, greifen sie daher auf biologische und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zurück“, heißt es dazu in dem Papier.

Zukunftstechnologien wie Smart Spraying, Genom-Editierung und biologische Wirkstoffe ergänzen dabei den chemischen Pflanzenschutz zunehmend – ersetzen ihn aber nicht. Gerade im Ackerbau bleibt der gezielte Einsatz moderner Wirkstoffe essenziell, um Erträge zu sichern und beispielsweise für Tier und Mensch gesundheitsschädigende Mykotoxin-Belastungen zu vermeiden.

Einsatz von Pflanzenschutz ist Eingriff in den Naturhaushalt

Die Verfasser des Positionspapiers setzen sich darüber hinaus kritisch mit Auswirkungen von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzwirkstoffen auf den Naturhaushalt auseinander. Mit der Änderung der landwirtschaftlichen Produktionsweise durch beispielsweise die Vergrößerung von Feldern oder die Vereinfachung von Fruchtfolgen sowie des Pflanzenschutz- und Düngereinsatzes hätten auch die Lebensräume für an die Agrarlandschaft angepasste Lebewesen abgenommen, heißt es dazu im Positionspapier.

Die Rolle, die der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln für den Rückgang der Artenvielfalt spielt, müsse aber immer im Kontext des Anbausystems betrachtet werden, betonen die Verfasser: So habe ein Kulturlandschaftssystem mit vielfältigen Landschaftselementen wie zum Beispiel Saumstrukturen und Blühstreifen einen positiven Einfluss auf die Vielfalt des Artenspektrums. Viele Landwirte, heißt es dazu weiter, setzen auf ihren Betrieben mittlerweile freiwillige Maßnahmen zur Verbesserung der biologischen Vielfalt um.

Das Positionspapier betont: Chemisch-synthetischer Pflanzenschutz ist die „Ultima Ratio“ im integrierten System – sein Einsatz erfolgt nur dann, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen. Der moderne Pflanzenschutz ist folglich ein systemischer Ansatz nach Maßgabe des Integrierten Pflanzenschutzes und somit ein Zusammenspiel aus präventiven, mechanischen, biologischen und chemischen Maßnahmen. Der Ausschuss der DLG fordert einen zukunftsfähigen Pflanzenschutz, der die Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes berücksichtigt und dafür auf einen Werkzeugkasten mit einem breiten Spektrum an Instrumenten zurückgreifen kann. Dazu gehört auch eine ausreichende Vielfalt an modernen Pflanzenschutzwirkstoffen sowie eine Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, die den Nutzen-Aspekt wieder in den Fokus rückt.

Das vollständige Positionspapier „Warum wir einen modernen Pflanzenschutz brauchen“ finden Sie unter: Warum wir einen modernen Pflanzenschutz brauchen

weitere Informationen: DLG, www.dlg.org