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Milchindustrie-Verband / 31.10.2022
Sehr hohe Milchpreise in Deutschland

Pressemitteilung / (Berlin) Anlässlich der Jahrestagung in Berlin berichtet der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes Peter Stahl von einem sehr volatilen Milchmarkt. Ukrainekrieg sowie Pandemie hinterlassen Spuren nicht nur beim Milchpreis. Verbraucherpreise wie auch Rohmilchpreise für die Erzeuger erreichen mittlerweile Rekordniveau. Der Verband legte seinen Jahresbericht 2021/2022 vor, der auf seiner Homepage unter https://milchindustrie.de/geschaeftsberichte/2021-2022/#0 abrufbar ist.

Die agrarpolitischen Rahmenbedingungen ändern sich gerade. Die Gemeinsame Agrarpolitik GAP 2023 startet verspätet am 1. Januar 2023 mit Folgen auch für die Milcherzeuger. Regelungen zum Anbau der Felder werden verschärft, die Direktmittel aus Brüssel neu verteilt und Nachhaltigkeit rückt weiter in den Fokus. Der Aufwand für Erzeuger und für die Bürokratie steigt.

Rund 55.000 Milcherzeuger in Deutschland plus Lieferungen aus dem benachbarten Ausland haben die Molkereien zuverlässig mit fast 33 Mio. Tonnen Rohstoff im Jahr 2021 versorgt. Im laufenden Jahr gehen die Milchanlieferungen aber spürbar zurück. Immer mehr Auflagen und hohe Kosten machen den Milcherzeugern das Leben schwer. Zusätzliche Anforderungen an Tierwohl werden insbesondere regional für einen nochmal verstärkten Strukturwandel sorgen, prognostiziert der Verband.

Deutschland bietet aktuell seinen Milcherzeugern mit teils über 60 Cent je Kilogramm Rohmilch die höchsten Milchpreise in der EU. Der Abstand zum Nachbarn Frankreich beläuft sich z. B. auf fast 10 Cent! Der durchschnittliche Milchpreis wird für 2022 über 50 Cent je Kilogramm betragen nach rund 36 Cent im vergangenen Jahr. Die Milchpreisrallye ist aber noch nicht zu Ende. Gerade in Süddeutschland herrscht großer Wettbewerb um den Rohstoff.

Der Pro-Kopf-Verbrauch 2021 entwickelte sich je nach Produktgruppe unterschiedlich. Bei Konsummilch ging die Menge in den letzten Jahren um zehn Prozent zurück, während der Käsekonsum um sieben Prozent zunahm – dies führte zu einer Rekordproduktion von 2,67 Mio. Tonnen Käse in 2021. Bei Butter wiederum erhöhte sich der Absatz leicht – trotz gestiegener Preise. Die „vegane Welle“ spürt insbesondere der Konsummilchmarkt: Hafergetränke und Co erreichen derzeit einen Anteil von fast zehn Prozent der Verbrauchsmenge der Originalmilch. Margarine verliert Absatzmengen und kann nicht von der veganen Welle profitieren.

Die Absatzentwicklung der Milchprodukte ist rückläufig. Dennoch fehlen in Deutschland Rohmilchmengen und Milchinhaltsstoffe im Vergleich zu den Vorjahren zur Herstellung der verschiedenen Milchprodukte. Auf die deutschen Verbraucher können daher weitere Preissteigerungen zukommen. Die Käseproduktion ist weiter auf hohem Niveau und stärkt u. a. damit den Umsatz der Branche. Der Umsatz lag 2021 in der Gesamtheit bei 28,5 Mrd. Euro und im Trend gehen für dieses Jahr die Zahlen preisbedingt um ca. zehn Prozent weiter nach oben. Allerdings sind die Kosten der Verarbeitung deutlich stärker gestiegen, wobei insbesondere die hohen Lohnforderungen und steigende Preise im Einkauf bei Energie derzeit Sorgen bereiten.

Die Ausfuhr von Milchprodukten ist ein wesentliches Standbein der gesamten Branche. Das Preisniveau hat sich international gegenüber den letzten Jahren deutlich nach oben bewegt und stützt den hiesigen Markt. EU-Ware erzielt mit die höchsten Preise und steht dadurch zunehmend in einem starken internationalen Wettbewerb. Schwindende Kaufkraft innerhalb der EU aber auch in Drittländern lassen die Absatzmengen schrumpfen, der Höhepunkt der Preisentwicklung scheint hier erreicht. Der Brexit behindert darüber hinaus den Handel mit dem Vereinigten Königreich.

Insgesamt bleibt der Verband verhalten optimistisch, auch wenn Prognosen für 2023 oder darüber hinaus vor dem Kontext der Fragestellungen im Bereich Energie schwerfallen. Fraglich ist jedoch, ob ein Übertrumpfen des Rekordjahres 2022 sich wiederholen lässt.

weitere Informationen: Milchindustrie-Verband, www.milchindustrie.de