Special 09
getreidekonservieren.de-Special
/ (11/2012) Interview mit der Fa. Ahlmer Maschinen- und Gerätebau
Die mittelständische Firma Ahlmer mit grenznahem Sitz im münsterländischen Gescher ist ein Spezialist für (landwirtschaftliche) Dosiertechnik und Edelstahlverarbeitung. Die Bandbreite reicht von der Herstellung von Dosiergeräten für Siliermittel über komplette Konservierungsanlagen für Getreide bis hin zum Schneiden verschiedener Werkstoffe mit einer High-Tech-Wasserstrahlschneide-Anlage.
Mit dem Firmeninhaber Richard Ahlmer sprach Manuel Stammwitz von getreidekonservieren.de am Firmensitz in Gescher.
getreidekonservieren.de: „Herr Ahlmer, Ihre Firma ist bekannt für komplette Anlagen zur Konservierung von hofeigenem Futtergetreide, Welche Vorteile bietet das Verfahren im Vergleich zu anderen wie z.B. Trocknung, Kühlung oder Einsilierung?“
Hr. Ahlmer: „Nun, zunächst haben wir eine recht hohe Stundenleistung, wir können bis zu 80 t stündlich konservieren. Ein weiterer Vorteil sind die geringen Investitionskosten, besonders im Vergleich zur Kühlung oder Trocknung. Es sind kaum Gebäudeumbauten nötig, das konservierte Getreide kann einfach im Flachlager gelagert werden. Dosiergeräte plus Dosierschnecke sind preislich überschaubar. Eventuell ist eine schützende Behandlung des Bodens notwendig. Angenehm sind auch die geringen Energiekosten, die nur während der Konservierung anfallen.“
„Die Weiterverarbeitung des konservierten Getreides gestaltet sich ebenfalls unproblematisch, denn die Entnahme erfolgt z.B. mit einem Hoflader. Durch das saure Milieu im Getreide hält sich häufig auch Schädlingsbefall, etwa durch Kornkäfer, in Grenzen.“
getreidekonservieren.de: „Wohin geht der Trend bei der Haltbarmachung hofeigenen Getreides Ihrer Meinung nach?“
Hr. Ahlmer: „Insgesamt ist der Anteil an konserviertem Getreide steigend. Dort, wo Gebäude vorhanden sind, ist das Verfahren besonders interessant, da keine oder meist nur geringe bauliche Veränderungen nötig sind. Bei Neubauten sieht es anders aus – hier gehen oftmals Kühlungs- oder Trocknungsanlage zur Haltbarmachung von Getreide in die Planung ein.“
„Konserviert werden kann natürlich nicht nur mit eigenen Maschinen sondern auch im Lohn – wobei einige Lohnbetriebe auch komplette Konservierungsanlagen verleihen. Der Landwirt muss dann nur noch das Konservierungsmittel zukaufen. Gerade in der hektischen Erntezeit kann das eine gute Lösung für den Landwirt sein, damit er sein Getreide zügig lagerfähig machen kann.“
getreidekonservieren.de: „Eine moderne Konservierungsanlage reinigt das Getreide vor und dosiert die notwendige Mittelmenge ein – worauf kommt es in der Praxis an, um Getreide langfristig hygienisch zu halten und den Futterwert zu bewahren?“
Hr. Ahlmer: „Zunächst sollte der Landwirt über die tatsächliche Förderleistung der Konservierungsschnecke im Bilde sein. Bestehen Zweifel, kann der Landwirt einfach einen Hänger voll Getreide durch die Schnecke laufen lassen, die Zeit stoppen und den Durchsatz ermitteln. Zuwenig zugesetzte Mittelmenge gefährdet das Konservierungsergebnis, zuviel kostet unnötiges Geld. Der zweite wichtige Punkt ist die Vorreinigung. Im Ausputz steckt kein Futterwert, aber der feine Staub und die Spelzen binden eine vergleichsweise hohe Menge an Konservierungsmittel und verursachen unnötige Kosten durch eine Erhöhung der Aufwandmenge. Außerdem sitzen gerade im Staubanteil viele Pilze, welche die Lagerstabilität des Getreides gefährden und der Tiergesundheit abträglich sind.“
„Ein Praktiker hat mir vor einiger Zeit berichtet, dass ihm die Vorreinigung des Getreides auf seinem Sauenbetrieb ein Ferkel mehr pro Sau und Jahr beschert habe – ein sehr gutes Argument für die Vorreinigung. Aber auch Mastschweine profitieren von der Fütterung sauberen Getreides.“
„Leichte Partikel können mit einem Windsichter aus dem Getreide geholt werden während sich die schwereren wie z.B. Sand und Steine mit einem Lochsieb vom Erntegut trennen lassen.“
getreidekonservieren.de: „Herr Ahlmer – Sie erwähnten, dass heute bis zu 80 t Stundenleistung bei der Konservierung möglich sind – ist das nicht etwas hoch gegriffen?“
Hr. Ahlmer: Ja, 80 t sind schon eine hohe Leistung – aber es sind sogar noch höhere Durchsätze möglich. Bei diesen Leistungen setzen wir Konservierungsschnecken mit Durchmessern von etwa 30 cm ein. Hier sind ohne Frage leistungsstarke Dosiergeräte erforderlich, besonders auch im Hinblick auf die zunehmende Verwendung von NC-Ware, die eine höhere Viskosität aufweist als die klassische Propionsäure. Daher geht der Trend auch in Richtung der leistungsstärkeren Geräte. “
„Aber eine hohe Stundenleistung ist nicht alles. Während der Konservierung auf eine gute Durchmischung des Konservierungsmittels mit dem Korn zu achten. In einer Schnecke wird das Korn zwar eigentlich nur weitergeschoben, eine Mischung ergibt sich dann durch den Einsatz von Mischfingern. Gerade bei NC-Ware hängt der Konservierungserfolg erheblich von einer guten Mischwirkung der Konservierungsschnecke ab, da NC-Ware nur einen geringen Dampfdruck entwickelt – im Gegensatz zur Säure.“
„Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Feuchtegehalt. Während der erste Anhänger mit Getreide vormittags z.B. eine Feuchte von 18% haben kann, können es nachmittags 16% sein. Hier sollte der Landwirt unbedingt in ein Feuchtemessgerät investieren und möglichst von jedem Anhänger eine Probe ziehen. Wegen der Feuchtewanderungen im Getreide müssen Partien mit unterschiedlichen Feuchtegehalten im Lager getrennt werden.“
„Unsere Erfahrung ist, dass diejenigen Landwirte, die ihr Getreide sorgfältig konservieren, dem Verfahren treu bleiben.“
getreidekonservieren.de: „Mit welchen Kosten muss ein Landwirt rechnen, der sich eine Anlage zum Konservieren zulegt? Ist es günstiger für Landwirte, die Konservierung von Lohnbetrieben vornehmen zu lassen oder in einer Gemeinschaft die Anlage anzuschaffen?“
Hr. Ahlmer: „Standarddosiergeräte sind ab ca. 1.100,- € zu haben, was für eine Dosierschnecke mit einem Standarddurchmesser von 20 cm ausreicht. Über Zwischenstufen gelangen wir zu Geräten mit höheren Leistungen für den professionellen Einsatz, die mit etwa 2.000,- € zu Buche schlagen. Einsatzfertige Komplettanlagen mit Vorreinigung, Schnecke und leistungsfähigen Dosiergeräten sind ab etwa 26.000,- € zu haben. Diese Anlagen sind mobil und können in verschiedenen Ausführungen, z.B. mit Fahrgestell für den PKW-Transport, geliefert werden.“
„Bei kleineren Erntemengen ist es fraglos günstiger, nicht selber zu investieren, sondern die Konservierungsarbeit einem Lohnunternehmen zu übertragen bzw. sich ein Gerät zu leihen. Ab einer gewissen Größe allerdings kann sich die Investition in eine eigene Anlage lohnen. Ich bin nicht mehr an den Terminkalender des Lohnunternehmens und die Verfügbarkeit der Lohnmaschinerie gebunden. Selbstverständlich ist auch eine überbetriebliche Nutzung der Anlage möglich.“
getreidekonservieren.de: „Können mit den Anlagen von AHLMER alle marktgängigen Konservierungsmittel eingesetzt werden oder gibt es Beschränkungen?“
Hr. Ahlmer: „Im Grunde können alle marktgängigen Produkte, Säuren und NC-Ware, eingesetzt werden. Bei reiner Ameisensäure ist Vorsicht geboten, denn diese Säure kann Edelstahl angreifen. Außerdem kann es beim Einsatz von Ligninsulfonsäure-haltigen Produkten Probleme geben. Im Zweifelsfall sollte der Kunden einfach mit uns Rücksprache halten, welche Art von Produkten er zur Konservierung einsetzen möchte.“
getreidekonservieren.de: „Im Zeitalter von Smartphone und Tablet PC, sowie der Vernetzung der Landmaschinen untereinander, liegt der Gedanke nahe, diese Technik auch in der Konservierung von Getreide einzusetzen – ist das noch Zukunftsmusik oder sind dazu schon Überlegungen angestellt worden?“
Hr. Ahlmer: „Im Moment gibt es dazu noch keine konkreten Pläne. Allerdings ist der Bereich der Dokumentation von Bedeutung – hier denke ich an die Erfassung von Mengen konservierten Getreides, gemessenen Feuchtigkeiten und Verbräuchen an Konservierungsmitteln. Die Vernetzung der Konservierungstechnik mit den erwähnten mobilen Computern ist zwar derzeit tatsächlich noch Zukunftsmusik, wird aber zweifellos kommen.“
getreidekonservieren.de: „Herr Ahlmer, vielen Dank für das Gespräch.“
Kontakt:
Ahlmer Maschinen- und Gerätebau GmbH
Schildarpstraße 20
D-48712 Gescher
Tel.: +49-(O)2542-2639
Internet: amg-gmbh.com